Ein ganz Großer verlässt die Schiribühne
Im Jahr 1966 verteidigt Muhammad Ali seinen WM- Titel im Schwergewicht gegen George Chuvalo. Mit Borussia Dortmund gewinnt zum ersten Mal eine deutsche Mannschaft einen Europapokal (Europapokal der Pokalsieger, 2:1 gegen FC Liverpool). Der TSV 1860 München wird deutscher Fußballmeister und die englische Fußballnationalmannschaft gewinnt das skandalträchtige Finale der Weltmeisterschaft nach Verlängerung mit 4:2 gegen Deutschland. Doch das ist noch lange nicht alles: am 18.12.1966 beginnt der damals 23jährige Werner Bochmann von der SG Aulendorf seine Karriere als Schiedsrichter.
Die Geschichte des TSV 1860 München ist seither schnell erzählt, der Ausgang ist den meisten bekannt. Die englische Fußballnationalmannschaft musste sich bei der vergangenen Europameisterschaft der Großmacht Island beugen und auch bei der WM 2014 war bereits nach der Gruppenphase Feierabend. Nur Werner Bochmann von der SG Aulendorf- der war bis 2017 noch an der Schiripfeife aktiv.
Werners Schirikarriere beginnt zu einer Zeit, in der der Autor dieser Zeilen noch „mit de Mugga gfloga isch“. Nachdem Werner seit 1973 in Diensten der SRG Riss steht, er wechselte von der SRG Ravensburg zu uns, pfiff er von 1978- 1986 als Schiedsrichter in der Oberliga. Zeitgleich begann auch seine Laufbahn als Assistent in der damaligen 2. Liga. Ab der Saison 82/83 war er außerdem gar als Assistent in der höchsten deutschen Spielklasse, der 1. Liga, berufen. Zwischen dem Bodensee und Hamburg, zwischen Köln und Leipzig war Werner nun regelmäßig im Dienste der Pfeiferei unterwegs.
Werner (3. v.l.) beim Bundesliga-Spiel Nürnberg-Gladbach direkt neben dem jungen Lothar Matthäus an der Seite von Robert Walz und Eugen Schraivogel (1984)
Ein Höhepunkt seiner Karriere war rückblickend ohne Frage das Länderspiel am 25.9.1985 zwischen der italienischen und der norwegischen Nationalmannschaft in Lecce (Apulien). Schiedsrichter seinerzeit war Werner Föckler aus Ellerstadt in der Pfalz, seines Zeichens bis 2016 noch Mitglied der DFB- Schiedsrichterkommission.
Auf Verbandsebene darf man sicher das WFV Pokalfinale im Jahre 1986 als Ehre und Highlight zugleich ansehen. In Heidenheim trafen vor 3500 Zuschauern der VfR Aalen und die TSG Giengen aufeinander. Nach Verlängerung stand es 2:2, nach 11m- Schießen hieß der Sieger VfR Aalen. Doch auch Werner wird heute noch gerne an dieses Spiel zurückdenken.
Nach 15 Jahren als Schiedsrichter der Amateurligen wurde Werner schließlich von Gottfried Geltenbort gebührend verabschiedet.
Daraufhin schlug Werner die Funktionärslaufbahn ein und war von 1971 bis 1998 insgesamt 27 Jahre als Beobachter unterwegs, um sein Wissen und seine Erfahrung an jüngere Kollegen weiter zu geben. Noch heute, wenn unsere Amateurliga- SR unterwegs sind, ist Werner Bochmann beinahe auf allen Sportplätzen mehr als nur ein Begriff. Insgesamt brachte er es so auf die unglaubliche Zahl von 450 Beobachtungen, welche er ab 1986 auch in der Oberliga durchführte.
Den Briefkopf von Werner schmücken, wie könnte es anders sein, eine Vielzahl von Ehrungen und Würdigungen:
Ehrennadel der SRG Riss in Gold für 25 Jahre (1991), Verbandsehrennadel WFV in Gold (2004), DFB Verdienstnadel (2001), WLSB Ehrennadel Gold (2000), Ehrenmitglied SRG Riss (2016), Ehrenmitglied SG Aulendorf (2007) und viele viele mehr.
Außerdem ist Werner seit 1991 ständiges Mitglied im Verbandsgericht des WFV, von 1975- 1991 war er außerdem Vorsitzender der Jugendspruchbehörde des Bezirkes Riss.
Bis heute ist Werner ein aktives und gern gesehenes Mitglied unserer Schiedsrichtergruppe. Wann immer unsere Schiedsrichter im Raum Ravensburg unterwegs sind, können Sie sich nie sicher sein, dass sich unter den Kiebitzen am Spielfeldrand nicht auch Werner befindet. In Form von Neulingsbetreuungen ist er der SRG auch heute noch eine helfende Hand, die gerne zu Rate gezogen wird.
À propos Neulingsbetreuung: eine ganz besondere hatte Werner im Jahre 1991. Damals betreute er einen gewissen Jochen Oelmayer, der als damals 16jähriger seine ersten Schritte im Schiriwesen machte. Dieser Jochen Oelmayer war es dann auch, der ihn 26 Jahre später im Rahmen des 40jährigen Vereinsjubiläums des FC Wacker Biberach aus dem aktiven Schiri- Dasein verabschiedet hat.
Die SRG Riss mit all Ihren Mitgliedern gratuliert Werner herzlich zu dieser großartigen Karriere und bedankt sich bei ihm für seinen jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz für den Fußball. Dies ist heutzutage alles andere als selbstverständlich und soll an dieser Stelle auch noch einmal besonders gewürdigt werden.
Werner, alles Gute für Deine Zukunft und wir freuen uns, wenn du auch in Zukunft treuer Besucher unserer Schulungen und Kameradschaftsabende bleibst!